30 Tage zuckerfrei, 30 Tage Selbstliebe, 30 Tage Knackpopo-Challenge, 30 Tage ohne Jammern, … Die Liste der Challenges, die auf Facebook und Co. die Runde machen, ließe sich wohl noch unendlich erweitern.
Türkisch Lernen ist meine neue Challenge! (muss auch nicht in 30 Tagen sein – mich diesbezüglich in Geduld zu üben ist die Parallelchallenge ;-))
Das Vorhaben stand schon lange auf meiner To-Do-Liste, hat sich nun seit meines Ankara-Auftrags nach oben verschoben und ich hab mir ein Herz gefaßt und mich auf der Urania-VHS in einen Kurs eingeschrieben. Nach Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Portugiesisch und Kroatisch tauche ich in eine ganz neue Sprachenwelt ein.
Der erste Kurstermin. Beim Betreten der Urania im Kinofoyer noch schnell ein paar Freecards einstecken, den Duft von Popcorn einatmen und in den 2. Stock hinauf.
Der Kursraum ist das Atelier mit Blick auf den Donaukanal, das fängt ja schon mal gut an, denk ich mir. 11 unterschiedliche Menschen zwischen 15 und 80 Jahren wollen hier Türkisch lernen. Unser Lehrer Mag. Osman Tüylü ist ein motivierter junger Mann mit viel Begeisterung fürs Unterrichten, das merkt man sofort.
Ich bin erstaunt, dass die türkische Grammatik an sich gar nicht so kompliziert ist.
Das gibt schon mal Hoffnung…:
z.B. * Es gibt keine Artikel und kein grammatisches Geschlecht. (yippie!!!)
* bis auf Eigennamen gibt es nur Kleinschreibung
* Die Mehrzahl wird nur durch zwei verschiedene Endungen (-ler oder -lar) gebildet.
Zwei typische Phänomene der türkischen Sprache sind die
1) Agglutination (“Anleimung”): zur Bedeutungsveränderung werden an den Wortstamm Nachsilben (Suffixe) angehängt, ohne dass sich der Wortstamm verändert.
z.B. anne = Mutter, annem = meine Mutter
Avusturya = Österreich, Avusturyalıyım = ich bin aus Österreich
Possessivsuffixe, Personalsuffixe, Zeiten, Verneinungen, Ortsangaben,…werden an den Wortstamm angehängt.
Ist ja prinzipiell eine logische Sache, die Herausforderung ist – vorallem beim Hören gesprochener Sprache – die Wörter bedeutungsmäßig in die Suffixe zu zerteilen.
2) und die Vokalharmonie:
Jedes echte türkische Wort enthält entweder nur helle (e, i, ö,ü) oder nur dunkle (a, ı , o, u) Vokale. Suffixe passen sich diesem Gesetz nach an den vorhergehenden Vokal an.
z.B. iyiyim (mir geht es gut), kötüyüm (mir geht es schlecht)
Ich finde die Reise in diese neue Sprachwelt sehr faszinierend.
Spannend, wie die Sprache funktioniert, welche Wörter aus anderen Sprachen übernommen sind und trotz der ähnlichen Aussprache ganz anders geschrieben werden (z.B. ceket = Jacke, tişört = Tshirt), wieviel Information oft in einem einzigen Wort steckt und wie poetisch manche Redewendungen umschrieben sind.
Ich lerne, dass das große I im Türkischen einen i-Punkt hat und widerstehe nur sehr schwer der Versuchung, jedem vermeintlichen i einen Punkt zu verpassen. Denn ein i anstelle eines ı kann die Bedeutung eines Wortes teilweise völlig verändern.
In der Stadtbücherei einige türkische Bilderbücher und ein Bilderwörterbuch zum Vokabellernen ausborgen, im Fernsehen TRT schauen und noch öfter in meinem türkischen Supermarkt einkaufen …. und die Sprachenreise geht weiter!
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