Heute ist internationaler Welt-Geschichten-Tag.

“The universe is made of stories, not of atoms.“
(Muriel Rukeyser, Out of silence: Selected Poems, 1992)

Mein Name ist Melanie und ich liebe Geschichten. Erzählt, geschrieben, gelesen, frei erfunden oder so, wie sie das Leben schreibt. Schon als Kind habe ich Bücher geliebt und begeistert den Geschichten gelauscht, die mir meine Tante, meine Oma oder meine Eltern erzählt oder vorgelesen haben. Vom kleinen Prinzen, vom Krieg, von Schmalzsemmeln und Lausbubenstreichen.

Meine Oma hatte ein altes Märchenbuch, aus dem sie mir immer vorlesen musste. Am liebsten Zwerg Nase und Kalif Storch. Die gab es nämlich nur in Omas Märchenbuch.Und wenn meine Tante zu Besuch war, hat sie mir Abenteuergeschichten vom kleinen Prinzen erzählt.

Bereits im Kindergarten habe ich die Raupe Nimmersatt und Hatschi Bratschi Luftballon rauf und runter gelesen. Also echt gelesen und nicht nur die Bilder angeschaut. Hat mir zwar niemand geglaubt, war mir aber egal. Hauptsache in der Leseecke sitzen. Auf einem kleinen Rattanstuhl und in andere Welten eintauchen.

Fortsetzung folgt nicht… mit Edgar Böhm war eine meiner Lieblings-Sendungen, ich glaub sie lief immer am Sonntag Nachmittag. Dort wurden Kinder- und Jugendbücher anhand kurzer Filmausschnitte vorgestellt. An einer spannenden Stelle brach der Film ab und wer wissen wollte, wie die Geschichte weitergeht, musste das Buch lesen.

Gottseidank gab es in meiner Heimatstadt eine Bücherei. Aus der schleppte  ich mit meiner Mutter im Lauf der Zeit wohl Tonnen an Büchern nach Hause (und wieder zurück). Wenn ich die knarrende Eingangstür hinter mir zuzog, war es, als würde ich eine andere Welt betreten. Es roch nach einer Mischung aus Staub, Papier und der Hautcreme des Bibliothekars.

Die Zeit schien stillzustehen. Und auch eine ganz eigene Stille herrschte dort. Die fast tonlose Stimme des Bibliothekars, mit der er die BesucherInnen begrüßte, passte perfekt in diese scheinbare Stille. Scheinbar, weil ja doch immer wieder Papier raschelt, der Boden knarrt, leises Gemurmel zu vernehmen ist. Ich glaube, der Eindruck, dass es in einer Bücherei leise ist, täuscht genauso wie der Eindruck, im Wald sei es still, aber es fühlt sich so still an.

Der Bibliothekar war ein alter, schlaksiger Mann mit Brille und großen Ohrläppchen. Seine Frau war mindestens einen Kopf kleiner als er und hatte ihre Haare immer ordentlich zu einem Dutt frisiert. Die beiden strahlten  eine unglaubliche Ruhe aus, wenn sie Bücher ins Regal schlichteten, Karteikarten stempelten oder selbst lasen.

Gleich links vom Eingang standen die Kisten mit den Bilderbüchern, dahinter die Regale mit den Kinder- und Jugendbüchern. Irgendwann war es schwierig, Bücher zu finden, die ich noch nicht kannte J. Ich hab sie alle gelesen: Mira Lobe, Erich Kästner, Astrid Lindgren, Christine Nöstlinger, Hanni und Nanni, Bille und Zottel, Drei Fragezeichen und Fünf Freunde, alle Geheimnisse um… und und und.


Die ausgeliehenen Bücher wurden in ein kleines beiges Heft eingetragen, mit Signatur und Datumsstempel.

Vorne im Buch wurde das Ende der Entleihfrist eingestempelt und die dazugehörige Karteikarte ebenfalls gestempelt und in den Zettelkatalog eingeschlichtet.

Auch wenn heutzutage das Entlehnsystem elektronisch funktioniert, haben Büchereien und Buchhandlungen noch immer eine magische Anziehungskraft.

Hattest Du als Kind ein Lieblingsbuch oder eine Lieblingsgeschichte?

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Ein Buchtipp zum Schluss:
Wo die Geschichten wohnen. Von Oliver Jeffers und Sam Winston.
Ein wunderschöne Ode an die Welt der Geschichten, der Bücher und der Fantasie.

liebe Grüße,
Melanie